Fatima-Kapelle in Pieberschlag
Mitten im Dorf Pieberschlag, Gemeinde Windhaag/Fr. steht eine Kapelle, ein Ort der Besinnung und Andacht. Sie ist eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Dorfes und der Maria von Fatima geweiht.
In der Nähe meines Elternhauses stand einst ein Marterl, welches abgerissen wurde. Mutter, Juliane Schaufler wollte das Marterl wieder aufbauen. Allerdings brach zwischenzeitlich der 2. Weltkrieg aus. Viele Männer des Dorfes wurden eingezogen, so auch alle vier Söhne der Frau Schaufler. Der Gatte wurde zur Arbeit in den Göring-Werken verpflichtet.
Juliane Schaufler legte das Versprechen ab, das Marterl wieder aufzubauen, wenn die Söhne und der Mann gesund aus dem Krieg heimkämen. Bruder Walter fiel mit 19 Jahren in Russland, die anderen kehrten gesund heim.
In den Jahren nach dem Krieg wollte Frau Juliane Schaufler — die „Schaufler-Oma“ ihr Versprechen einlösen. Sie besprach den Plan mit ihrem Nachbarn und damaligem Bürgermeister Stefan Rudelstorfer. Er stand ihr mit Rat und Hilfe zur Seite und stellte den Baugrund zur Verfügung. Die Dorfbewohner von Pieberschlag schlossen sich dieser Idee an. Herr Ing. Hauser erstellte den Bauplan und gab der Kapelle ihr modernes und ungewöhnliches Aussehen. Baumeister Pfeifer war der Bauführer. Im Frühjahr 1961 wurde mit dem Bau begonnen. Die ganze Dorfgemeinschaft beteiligte sich am Gelingen des Werkes. Die einen halfen mit ihren handwerklichen Fähigkeiten, die anderen mit Geldspenden. Besonders den Frauen, die ihre Männer, Väter, Söhne oder Brüder im Krieg verloren hatten, war die Kapelle ein großes Anliegen. Für die Statue der Maria von Fatima wurde damals ein Kaufpreis von 1000,- Schilling bezahlt. Bilder der Gefallenen des Dorfes wurden an der Wand angebracht.
Frau Juliane Schaufler betreute die Kapelle und die Gartenanlage mit großer Liebe und Freude, solange es ihre Gesundheit zuließ. Heute erweist Stefanie Schaufler der Dorfgemeinschaft diesen Dienst.
Einweihung und Andachten:
Am 15. August 1962 fand die feierliche Einweihung durch Pfarrer Alfred Marko statt. Genau 30 Jahre später, am 15. August 1992 wurden ein Jubiläumsfest und ein Pieberschlägertreffen veranstaltet.
Ein reges religiöses Leben entstand rund um die Kapelle: das tägliche Mai-Beten, die Fatimafeiern an jedem 13. des Monats zwischen Mai und Oktober, Maiandachten, Prozessionen von Windhaag nach Pieberschlag, Heilige Messen zu bestimmten Anlässen, sowie Taufen und die Herbergssuche in der Adventzeit.
Glockenturm:
1970 wurde der Turm mit Dorfglocke dazugebaut. Wiederum half die Dorfgemeinschaft zusammen, bei den praktischen Arbeiten ebenso wie in finanzieller Hinsicht. Am 15. August 1970 war Glockenweihe mit großem Fest. Glockenpatin war Fr. MargareteRudelstorfer. Heute läutet die Glocke dreimal täglich, zusätzlich bei einem Sterbefall im Dorf.
Renovierung:
2001 entschloss sich die Dorfgemeinschaft Pieberschlag/Freiwalddorf die Kapelle zu renovieren. Ein Komitee unter der Leitung von Erich Traxler übernahm die Organisation. Im Juni 2001 wurde mit den Arbeiten begonnen. Wiederum half das ganze Dorf mit. Nun erstrahlt die Dorfkapelle in neuem Glanz.