Samstag 20. September 2025

Kehrt um! Kehrt um zum Bild eines befreienden und barmherzigen Gottes.

Sozialpredigt zum 3. Sonntag im Jahreskreis (21. Jänner 2018), Lesejahr B

 

Jona 3,1-5.10 und Mk 1,14-20

 

Autor: Peter Schwarzenbacher, MSc, Ständiger Diakon in d. Dompfarre und Referent für d. Ständige Diakonat

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

 

Schon in der ersten Lesung aus dem Buch Jona geht es ums Ganze: das Ende ist Nahe. Gott sieht den Glauben und die Umkehr der Menschen von Ninive und es reut ihn das Unheil der Zerstörung, das er der ganzen Stadt angedroht hatte. Gegen den Groll und Zorn Jonas erweist sich der Gott des Ersten Bundes als ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue (Ex 34,6).

In der Zeit Jesu bekommen die Verheißungen der alten Propheten eine besondere, religiös-politische Sprengkraft. Blinde, Stumme, Taube – auch das waren in den Augen der gesetzestreuen Gläubigen gottferne Menschen, wie damals die sündigen Menschen in Ninive: ihre Behinderung wurde als ein Hinweis auf eine Strafe Gottes gesehen und deshalb wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt beziehungsweise ganz ausgeschlossen.


Jesus hingegen spricht ausgerechnet ihnen seine Trostworte zu, jenen, die außerhalb des Gesetzes stehen: er findet Worte der Rettung für die Verlorenen und nicht nur für die Braven.

Eine Provokation für die Pharisäer und Schriftgelehrten, weil ihr Gottesbild ein gegenteiliges ist: Zöllner, Dirnen und Sünder haben die Gemeinschaft mit Gott auf Dauer verloren, weil sie die Gesetze der Tora nicht mehr halten können. Wer ein Gesetz nicht zur Gänze halten konnte wurde konsequent gemieden, verachtet.

 

Auch Aussätzige und Arme wurden wegen eines vermeintlichen Vergehens gegen Gott und das Gesetz bestraft und für schuldig abgestempelt. Und wer seine Schuld nicht bei den Priestern im Tempel durch Brand- und Sühneopfer bezahlen konnte, blieb ebenso auf Dauer von der priesterlich verwalteten Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen.
Ein unmenschliches und ungerechtes System.

 

Gerade gegen dieses unbarmherzige System verkündet Jesus: Kehrt um! Kehrt um - zum befreienden Gottesbild der alten Propheten, bleibt nicht länger am unmenschlichen Gottesbild des Pharisäer und Schriftgelehrten hängen. Gott straft und vernichtet nicht, sondern er sammelt und rettet. Er ist der mütterliche Vater, voll Erbarmen für alle.

 

Beim Evangelisten Matthäus wird dieses Programm Jesu bereits in der Bergpredigt
(Mt 5) - seinem ersten öffentlichen Auftreten - unüberbietbar angekündigt. Die erste Seligpreisung lautet: Selig, die arm sind vor Gott, oder wie wir auch übersetzen können: Selig, die ohne Gesetz sind, denn ihnen gehört das Himmelreich! Euch, denen vorgeworfen wird, das Gesetz nicht zu halten, Euch gehört schon jetzt der ganze Himmel. Eine Anlehnung an den Propheten Hosea, durch den Gott sich den Menschen mitgeteilt hat: Wenn du untreu bist, werde ich umso mehr mit dir gehen. (Hos 2)

Zur Umkehr zu diesem Gottesbild ruft Jesus auf.
Gott genügt, dass es ein Mensch ist.


Denn die Sonne geht über allen dieser Erde auf, Gerechten und Ungerechten.
Gott will retten, er schenkt sein Erbarmen allen Menschen und wendet sich besonders jenen zu, die ihn am Meisten brauchen.
Wie Jona in Ninive sagt auch Jesus dies den Menschen in eine Endzeitstimmung hinein zu. So kann es nicht mehr weitergehen, soviel und immer mehr Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die Menschen sitzen quasi auf gepackten Koffern: bald ist das Ende da und wieder geht es ums Ganze.

Umkehr und Nachfolge gehören auch heute zusammen und erfordern ein geändertes Verhalten, von jedem und jeder Einzelnen, von einer Gemeinde, der ganzen Kirche.
Behutsame Hände, die berühren und heilen. Gütige und wohlwollende Augen, die trösten und nicht abwerten. Freundliche und aufrichtende Worte, die nicht verletzen oder gar vernichten. Konkrete Taten, die solidarisch und einladend wirken, die Frieden stiften.

 

Durch Hosea mahnt Gott ein: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. (Hos 6,6)

Dies gipfelt bei Matthäus in der mittleren Seligpreisung: Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.

 

Und das ist die Frohe Botschaft Jesu, das Evangelium Gottes: Kehr um und freut euch - Gott ist barmherzig!

 

Amen.

 

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