Montag 22. September 2025

Der Schatz der Kirche sind die Armen

Predigt 19. Sonntag JK, Kirche, Schatz, Armen, Wenigwieser

Predigtgedanken zum 19. So. im Jk, 12. August 2012

Joh 6,41-51

 

Autor: Franz Wenigwieser

Predigt
Als Diakon von Rom ( + 258) war Laurentius in Vertretung des Papstes für die
Verwaltung des örtlichen Kirchenvermögens zuständig. Nachdem der römische
Kaiser Valerian Papst Sixtus hatte enthaupten lassen, wurde Laurentius aufgefordert,
alles Eigentum der Kirche innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Daraufhin
verteilte Laurentius das Vermögen an die Armen, versammelte alle Armen und
Kranken und präsentierte sie als den wahren Schatz der Kirche dem Kaiser. Dieser
ließ Laurentius deswegen mehrfach foltern und dann durch Grillen qualvoll
hinrichten.
Die Botschaft des Hl.Laurentius: „Der Schatz der Kirche sind die Armen“ hat ihre
Gültigkeit nicht verloren. Diese Botschaft, mit der er sein Leben bezahlt hat, macht
mich immer wieder neu betroffen.
Wir feiern in diesem Jahr das Konzilsjubiläum, daher möchte ich auf eine
Begebenheit auf dem letzten Konzil hinweisen, die von großer Bedeutung ist: Auf
dem 2. Vatikanischem Konzil kam es zu einer größeren Auseinandersetzung unter
den Konzilsvätern. Bei der Ausarbeitung der Konstitution über die Kirche machte
Sozialpredigt: Der Schatz der Kirche sind die Armen
Kardinal Lercaro geltend, es müsse auch ein Kapitel über die Armut der Kirche
eingefügt werden, denn die Armut gehöre zum Mysterium Jesu und der Erlösung,
darum ebenso zum Wesen der Kirche. Acht Tage lang diskutierte man über die
Armut der Kirche und die Kirche der Armen, doch in wesentlichen Fragen wurde
keine Übereinstimmung erzielt. Da sagte Mercier, der Bischof der Sahara, etwa
folgendes:
„Der Heilige Geist, der uns bei unseren bisherigen Beratungen nicht im Stich ließ,
erteilt uns eine wichtige Lektion: Eine Wahrheit, die man nicht gelebt hat, kann man
nicht genügend klar erkennen, um sie vollmächtig und verbindlich auszusagen. Die
Kirche hat jahrhunderte lang die Armut nicht gelebt, darum finden wir jetzt den Text
nicht, der sie enthielte. Was ist zu tun? Wir Bischöfe werden von diesem Konzil ab
die Armut in der Nachfolge Jesu erst einmal wieder leben müssen, dann werden wir
auf dem nächsten Konzil das entsprechende Kapitel in die ‚Konstitution der Kirche’
nachtragen können.“
Auch ich möchte für meine Person in aller Demut bekennen, dass ich auch eher zu
denen gehöre, „die das Gelübde der Armut abgelegt haben und es nicht mehr
finden“.
Der heilige Laurentius und Konzilsväter wie Mercier möchten uns ermutigen den
Schatz der Kirche zu suchen, so wie Jesus, der die Armen aufgesucht hat.
Mercier weist auf eine wichtige Grundwahrheit christlichen Glaubens hin. Nur wenn
die Kirche die Option für die Armen auch lebt, kann das christliche Zeugnis klar
erkannt und glaubwürdig verkündet werden.
Nun möchte ich ein wenig die Schatzkiste der Kirche öffnen. Was können wir von
den Armen lernen?
Die Armen lehren uns, kreativ zu sein!
Beim letzten Besuch in Tanzania habe ich im Dorf Igota keinen einzigen Lederfußball
gesehen, obwohl immer wieder Fußball gespielt wurde. In einen Plastiksack werden
Stofffetzen eingefüllt, diese werden mit Schnüren zusammengebunden und schon ist
der Fußball fertig. Da keiner Fußballschuhe besitzt, wird eben von allen barfuß
gespielt.

Die Armen lehren uns, Geduld zu üben!
Die Minibusse in Mosambik heißen Chapa. Anders als bei uns muss der Fahrpreis
erst am Ende der Fahrt bezahlt werden. Es könnte ja sein, dass das Benzin ausgeht,
dass der Bus eine Panne hat, oder er sich verfährt. Dann hat man bezahlt, ohne am
Ziel zu sein. Und das kann jeden Tag passieren. Eine Entwicklungshelferin erzählt:
Öfter als einmal ist der Bus zur Tankstelle gefahren. Einmal hatte der Bus auf einer
Überlandfahrt eine Panne. Alle mussten aussteigen und auf einen anderen Bus
warten. Ein Freund musste einmal sogar in einer Chapa übernachten, weil er mit der
letzten unterwegs war, diese eine Panne hatte und in der Dunkelheit nicht repariert
werden konnte.
Die Armen lehren uns, das Positive zu sehen.
Momentan arbeite ich gerade von der Caritas aus zusammen mit mehreren sozialen
Einrichtungen beim Projekt „barrierefrei“ mit. Wir versuchen Geschäftsleute und
Einrichtungen zu ermutigen barrierefreie Maßnahmen bis zur Landesausstellung
durchzuführen. Wir werben dafür: Die Blinden nicht zu übersehen! Die Gehörlosen
nicht zu überhören! Und die mobil Beeinträchtigten nicht zu übergehen
(RollstuhlfahrerInnen, Mütter mit Kinderwägen, SeniorInnen mit Gehhilfsmittel...). Bei
den Begehungen wird Herr Ernst M. vom ÖZIV im elektrischen Rollstuhl manchmal
gefragt, ob es denn nicht anstrengend sei im Rollstuhl zu sitzen. Worauf er
scherzend jedes Mal antwortet: “Nein, ich habe im Gegenteil zu ihnen mein Taxi
immer dabei!“
Es gibt noch viele Schätze in der Schatzkiste der Armen zu entdecken. Ich lade sie
ein, so wie der Hl Laurentius den Schatz der Kirche die Armen zu suchen und
wünsche ihnen die Gnade von den Armen zu lernen.

 

 

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