Freitag 19. September 2025

Gottes Gnade und Barmherzigkeit erhellen die Welt

Sozialpredigt zum 4. Fastensonntag (10.03.2024) im Jahreskreis, Lesejahr B
Autorin: Dorothea Schwarzbauer Haupt

Einführung:

Der 4. Fastensonntag heißt Freudensonntag, laetare auf Lateinisch. Er ist als Test dafür gedacht, wie sehr unsere Gestaltung der Fastenzeit unser Leben schon verbessert und froher gemacht hat. Kann man keine positiven Wirkungen erkennen, so können wir bis Ostern noch nachjustieren, um gut auf das Fest vorbereitet zu sein. Heute wird uns das Thema der göttlichen Gnade nähergebracht. Sie umfängt Gottes Gerechtigkeit und will alle Menschen retten.

 

Rufen wir Jesu Erbarmen an:
+Jesus, du hast uns Gottes übergroße Liebe gezeigt. Herr, erbarme dich unser
+ Jesus du lädst uns ein aus dem Schatten der Schuld ins Licht der göttlichen Gnade zu kommen. Christus, erbarme dich unser
+ Jesus, du bist als das Licht Gottes in diese Welt gekommen. Herr, erbarme dich unser. 

 

2. Lesung: Eph2, 4-10 empfohlen

 

Predigt:
Im heutigen Evangelium werden zwei Vorstellungen vom Gericht Gottes beschrieben, die sich vom heutigen, landläufigen Verständnis des Begriffes unterscheiden. Wir verstehen unter dem Gericht eine Instanz, die mutmaßliche Täter und Täterinnen ihrer bösen Taten überführt und über sie dann die festgesetzte Strafe verhängt. So soll Gerechtigkeit hergestellt und Wiedergutmachung gewährleistet werden.

Die wesentliche Aufgabe von Gerichten ist also die Verurteilung und Bestrafung von Übeltäter:innen.
Diese Vorstellung wurde auch auf Gott und sein Gericht übertragen. Dass Gott Richter sein muss, kommt aus der unerträglichen Erfahrung, dass Täter und Täterinnen ungestraft davonkommen und ihre Opfer dann die „Dummen“ sind. Letztendlich muss deshalb Gott für Gerechtigkeit sorgen, wenn schon wir es nicht können. Mit dieser Vorstellung von Gott als Richter wurden auch die Erwartungen von Verurteilung und Bestrafung in das Gottesbild eingetragen. So sind Bibelstellen, wie die heutige untergegangen und wenig beachtet worden.

Im heutigen Evangelium wird sehr klar gesagt, dass Gottes Gericht nicht in der Verurteilung und Bestrafung der Schuldigen besteht, sondern in deren Rettung. Gott hat für jede Person, nach der Feststellung ihrer Schuld ein Gnaden- und Vergebungsangebot. Gott hat kein Interesse daran, dass Täter und Täterinnen verloren gehen, ewig bestraft werden, in der Hölle landen. Gottes Gericht besteht in einem Versöhnungs- und Gnadenangebot für die zur Rechenschaft Gezogenen, um sie zu retten und zu heilen.

Das andere hier verwendete Bild vom Gericht ist das vom Licht. Es kommt aus der Erfahrung, dass sich nicht alle Schuldigen freudig diesem rettenden Gott zuwenden und ihre Schuld zugeben und bereuen, im Vertrauen auf seine Gnade. Sehr realistisch wird beschrieben, dass Menschen bestrebt sind böse Taten zu vertuschen, abzustreiten und zu verleugnen. Man schämt sich, will die Verantwortung nicht übernehmen oder hat zu wenig Schuldbewusstsein. Man breitet die Decke des Schweigens über böse Taten, bringt die Opfer des Fehlverhaltens außer Sichtweite oder versteckt sich vor denen, die etwas mitbekommen haben könnten.

So bleiben Menschen auf ihrer Schuld sitzen, leben im Dunkel der Angst erwischt und zur Rechenschaft gezogen zu werden und das Klima des Zusammenlebens wird vergiftet.


Das gilt nicht nur für schwere Verbrechen oder den Bruch der zehn Gebote. Es gilt auch und viel häufiger für unsoziales Verhalten. Menschen schotten sich ab von der Not der anderen, wollen sie nicht wahrhaben oder relativieren sie mit Vorurteilen und falschen Schuldzuweisungen. Jeder ist sich selbst der oder die Nächste, sind sie überzeugt und: „mir wird ja auch nichts geschenkt“. Das rückt die Armen und sozial Bedürftigen aus der Wahrnehmung der Gesellschaft und hält sie im Schatten ihrer prekären Existenz gefangen, macht sie unsichtbar.

 

So wie es ein Lied von Berthold Brecht ausdrückt:  „Die einen leben im Dunkeln – von Armut, Ausgrenzung und Vorurteilen –, die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im 

Lichte, die im Dunkeln sieht, man nicht.“ 
Beide Menschengruppen sitzen dann im Dunkeln eines hartherzigen, kalten, unsozialen Klimas in der Gesellschaft fest. Jene, die sich unsozial verhalten, müssen Zeit und Energie aufwenden, um sich von den sozial Bedürftigen abzuschotten und Argumente für ihre Verweigerung von Hilfe zu finden. 
Und die Bedürftigen fühlen sich oft wehrlos, gedemütigt und nicht ernst genommen, besonders dann, wenn ihre schlechte Lage Resultat unsozialer Strukturen und nicht persönlicher Schuld ist.

 

Das heutige Evangelium will uns aufrütteln. Es will uns einladen an die rettende und vergebende Liebe Gottes zu glauben. Es sagt uns zu, dass Gott uns durch das Leben und Sterben Jesu schon vergeben hat und wir daher von ihm nichts zu befürchten haben, wenn wir aus dem Dunkel unserer Schuld ins Licht seiner Gnade kommen. Jederzeit ist Umkehr möglich, auch die Umkehr zu sozialer Empathie und Hilfswilligkeit für die Bedürftigen. Und wenn unser Verhalten sozialer wird und wir alle Mitmenschen wahrnehmen, kann es viel heller und wärmer werden in unserer Gesellschaft. Denn dann kommen nicht nur wir in das Licht der göttlichen Barmherzigkeit, sondern auch das Leben der Bedürftigen wird heller, weil sie Anteilnahme, Anerkennung und Hilfe bekommen.


Gott möchte, dass es hell wird in der Welt, er bietet Vergebung und Versöhnung an, aber er kann uns nicht dazu zwingen uns darauf einzulassen. 
Trotzdem oder gerade deshalb versucht uns die Fastenzeit und dieses Evangelium jedes Jahr wieder daran zu erinnern, dass Gottes Gericht anders ist als weltliche Gerichte. Wir werden eingeladen uns auf seine Barmherzigkeit zu verlassen und umzukehren damit es wärmer und heller wird in der Gesellschaft.

 

Fürbitten:

Barmherziger Gott, du schenkst uns deine Gnade bedingungslos, wir bitten dich:

 

+      für alle, die sich an den Gerichten für Gerechtigkeit engagieren

+      für jene, die sich ungerecht behandelt fühlen

+      für alle, die ein schlechtes Gewissen haben und Angst davor erwischt zu werden, weil sie Böses getan haben

+     für jene, die wegschauen und die Not und Bedürftigkeit ihrer  Mitmenschen nicht  wahrhaben wollen

+     für alle, die ihr Leben dunkel, chancen- und hoffnungslos empfinden

+     für alle die Not leiden, Hunger haben, frieren müssen, bei uns und auf der ganzen Welt

+     für alle, die sich vor Gott fürchten, weil sie glauben, dass sie seiner Gnade nicht würdig sind

+     für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen

 

Gütiger Gott, du bist uns nahe und liebst uns. Dafür danken wir dir mit Jesus unserem Herrn und Bruder. Amen
 

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